Tote Kaninchen – خرگوش مرده

 

Mohamad Hussein – خرگوش مرده (Tote Kaninchen)

Wir übersetzten Mohamad Husseins Song in doppelter Hinsicht, sprachlich und bildlich. Bis zum 20. Januar 2021 war er an den Fenstern des Ausstellungsraums Orangerei der Kunsthochschule Mainz zu sehen und zu lesen.

Lyrics (Original in Fārsī):

Im Namen der #Freiheit
Wilde Wölfe heulen
Marschieren um Käfige
Den Rauch ihrer verdammten Zigaretten blasend
In den Atem der Menschen

Die Stimmen weinender Kinder

Die Stimmen hungriger Frauen
Ein ganzes Gefängnis voller staaten- und wehrloser Menschen

Wer weiß schon von uns?
Wer wird die Gefängnisse zum Einstruz bringen?
Die, die kamen um zu helfen,
Sind mutterlose Wölfe.

Für welche Tat wurden wir zu Gefänsnisinsassen?
Kinder, die der Liebe bedürfen,
Leidende Menschen, im Schmerz gefangen,
Gaben ihr Zuhause um zu leben

Aus dem Tod kamen wir zum Tod
Aus Schmerz kamen wir zu Schmerz
Aus Furcht vor uns übel Gesonnenen
Erreichten wir eine noch grausamere Gesellschaft

Um die Tiere mehr anzustacheln
Halten sie sie in Ketten mit wenig zu Essen
Dies ist der Alltag der Menschen im Lager
Sie wollen die Menschen leiden sehen

Auch wir sind Menschen, was unterscheidet uns?
Keine Verbrecher, keine Tiere sind wir
Die westlichen Werte, wo sind sie?
Wo ist dieser Wert des Menschen?

Wir wurden zu einer Schar toter Kanninchen,
Damit Wölfe uns durchs Wasser jagen
Wir gaben unser Leben um nicht zu sterben,
Nur damit Regierungen uns jagen

Die Medien schauen dieser Unterdrückung zu
Und morgen zeigen sie Blumen
Was ist die Rolle der staatlichen Organisationen?
Sie vergeuden Blut an Leichen

Das rare Essen ist wie Schlangengift
Sie geben es, damit wir es wegwerfen können
Was bekommen wir als Antwort auf unseren Protest?
Tränengas und Schläge gegen unschuldige Menschen

Hier trägt die Freiheit einen Strick
Zum Lohn gibt es ein ruhiges Gewissen
Nur mit dem bist du frei
Schwangere Frauen schlafen auf Kartons

Vertrau! Gott ist gnädig
Schweig! Denn es gibt ihn nicht
Freiheit bedeutet Freiheit zu töten
Für diesen Mord wird niemand bestraft

Einer schläft, einer wacht
Einer trunken, einer klar
Einer erledigt, der andere krank
Einer verliebt, der andere ohne Scham

Er weinte um sein Leben
Um seine Jahre in der Zelle
Die er gab um eines Tages
Ohne Angst und Zittern zu leben

Migranten schlafen jedoch hungrig
Migranten schlafen auf Karton
Welche Rechte haben sie?
Wer versteht schon, was sie sagen?

Lärm und Unrecht, alle müde
Seit zwei Jahren ein Leben im Zelt
Ob im Regen oder in der Kälte
Alle krank, doch der Doktor schläft

Eine Stimme, die nach Hilfe fragt
Gott ist dort, mit Sicherheit tot
Einen Schwarzen ließen sie sterben?
Wer war der Mörder? Der Afghane war der Mörder

Schwarz und weiß, wir alle sind Menschen
Doch was auch immer passiert, der Afghane war’s
Trägt jemand ein Messer,
Sagen sie wieder, es ist der Afghane

Überall Blut
Wen kümmert’s
Sie sperren uns ein wie eine handelbare Ware
Niemand kümmert sich um des Menschen Rechte

Du, komm her, nimm ein Mal meinen Platz ein,
Schau und dann sprich über diese Sklaverei
Für einen Happen trockenen Brots
Vergießen unter Zwang das Blut anderer

Aber wir, wir nehmen uns unsere
© Mohamad Hussein

 

polli_kunsthochschulemainz, 2021